Antibiotika und Darmflora

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Antibiotika gehören zu den bahnbrechenden Erfindungen des 20. Jahrhunderts. Doch deren Verwendung hat auch ihre Schattenseiten.

Weil er vor den Ferien vergass, eine Petrischale mit einer Bakterienkultur zu verräumen, entdeckte der britische Arzt Alexander Fleming per Zufall, dass ein Schimmelpilz Bakterien zerstört. Aus diesem Pilz entstand "Penicillin", das sich als Wundermittel gegen bakterielle Infektionen erwies und Fleming den Nobelpreis einbrachte. Dementsprechend grosszügig wurde dieses erste Antibiotikum auch eingesetzt. Doch schon 1945 mahnte der Nobelpreisträger, das Penicillin nicht vorschnell und leichtfertig einzusetzen. Leider behielt er recht und heute sind viele Bakterien resistent gegen Antibiotika.

Ein Antibiotikum sollte nur bei einer durch ein Labor bestätigten schwerwiegenden bakteriellen Infektion eingesetzt werden. Und auch dann sollte nur das vom Arzt verordnete Produkt und nicht in Eigenregie der alte Vorrat verbracht werden. 


Die Schattenseiten der Antibiotika

Eine Antibiotika-Einnahme verursacht häufig Durchfall, im Fachjargon „Antibioika assoziierte Diarrhoe“ (AAD) genannt. Dieser kann auch noch Wochen nach der Antibiotika Therapie auftreten. Grund dafür ist, dass Antibiotika einen Kahlschlag unter den Bakterien anrichten, was zu einer entzündeten Darmwand führen kann. Dies führt bei vielen Leuten zu einer Fehlbesiedlung des Darmes "Dysbiose" mit einer Überlegenheit des Bakteriums Clostridium difficile, eines bekannten Durchfallerregers. (1,2)

Doch nicht nur die Bakterien alleine sind betroffen: Neuere Studien deuten ausserdem darauf hin, dass sich durch die Antibiotika das Gleichgewicht zwischen Bakterien und Pilzen im Darm verschiebt. In der Folge können sich die krankmachenden Fähigkeiten der Pilze (zb des Hefepilzes Candida albicans) verstärken.(3)

Joghurt oder Pulver?

Um dem entgegen zu wirken ist es empfehlenswert, bei einer Antibiotikatherapie begleitend genügend nützliche Bakterien zuzuführen, die natürlich im menschlichen Darm vorkommen. Die früher gängige Praxis, einfach einen Joghurt zu essen, reicht dafür leider nicht aus. Ein Joghurt enthält erstens nicht genügend lebensfähige Bakterien, zweitens haben die Bakterien ihr Wirkmaximum nach 24 Stunden - dann hat der Joghurt im Regelfall noch nicht einmal die Molkerei verlassen. Bei Probiotika in Pulverform hingegen werden die Bakterien kurz vor der Einnahme außerhalb Ihres Körpers aktiviert.  So kommt eine ausreichende Anzahl an lebens- und vermehrungsfähigen Bakterien in Ihrem Darm an.

Am besten geeignet ist ein  "Synbiotikum" , welches Probiotika mit einer Vielzahl von ausgewählten Bakterienstämmen mit deren Lieblingsspeise ("Präbiotika") kombiniert. 

Um eine optimale Ansiedlung dieser Bakterien zu ermöglichen, sollten die Probiotika jeweils 1-2 Stunden nach dem Antibiotikum eingenommen werden. Die Probiotika sollten ausserdem mindestens 2 Wochen über das Ende der Antibiotikatherapie hinaus fortgesetzt werden.

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(1) Lange K, Buerger M, Stallmach A, Bruns T. Effects of Antibiotics on Gut Microbiota. Dig Dis. 2016;34(3):260-8. doi: 10.1159/000443360. Epub 2016 Mar 30. PMID: 27028893.

(2) Mullish BH, Williams HR. Clostridium difficileinfection and antibiotic-associated diarrhoea. Clin Med (Lond). 2018 Jun;18(3):237-241. doi: 10.7861/clinmedicine.18-3-237. PMID: 29858434; PMCID: PMC6334067.

(3) Seelbinder B, Chen J, Brunke S, et al.. (2020) Antibiotics create a shift from mutualism to competition in human gut communities with a longer-lasting impact on fungi than bacteria. Microbiome 8, 133.