Long Covid behandeln

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Wenn die Symptome nach einer Covid-19 Erkrankung mehr als 12 Wochen fortbestehen, so spricht man von "Long Covid" oder einer "Post-Covid-19-Erkrankung".

 Zu den häufigsten Symptomen gehören

  • Übermässige Müdigkeit und Erschöpfung (sogenannte Fatigue)
  • Kurzatmigkeit und Atembeschwerden
  • Kognitive Störungen (Konzentration, Vergesslichkeit)
  • Kopfschmerzen
  • Husten
  • Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn
  • Schlaflosigkeit
  • Muskelermüdung oder -schmerzen infolge von Muskelaabau

 

Die Entstehung von Long Covid

Man ist sich noch nicht sicher, welches die Mechanismen sind, die zum Fortbestehen der Symptome führen. Es scheint so, dass kein Zusammenhang zwischen dem Schweregrad der Covid-19 Erkrankung und der Entwicklung eines Long Covid bestehen.

Was jedoch allgemein angenommen wird, dass die durch den Zytokinsturm verursachte Entzündung eine wichtige Rolle spielt. Einerseits, weil eine low level Entzündung im Körper zurückbleibt. Damit ist das Immunsystem immer noch aktiviert und zieht dem Körper einen grossen Teil an Energie ab, was häufig zur Erschöpfung führt.  Kommen dann noch durch die Entzündungsprozesse in Mitleidenschaft gezogene Mitochondrien dazu, wird die körpereigene Energieproduktion beeinträchtigt. Das wiederum zieht vermehrten oxidativen Stress nach sich, was den Entzündungskreislauf im Körper aufrecht erhält. 

Die mitochondriale Funktion spielt eine wichtige Rolle in der Symptomatik von Long Covid. 

Auf der anderen Seite scheinen gewisse Zytokine die Blut-Hirn-Schranke zu überwinden zu können, was in der Folge zu kognitiven Beeinträchtigungen des zentralen Nervensystems führen kann.  (1)

Schliesslich führt die mit der Beeinträchtigung verbundene Inaktivität häufig zu Muskelschwund (Sarkopenie). Das führt zu einer Reduktion der Mitochondrien und vermindert die Kapazität des Körpers, Energie zu produzieren.

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Alle diese Faktoren beeinflussen sich gegenseitig, deshalb ist es wichtig ist, all diesen Bereichen bei der Behandlung von Long Covid Beachtung zu schenken. Doch weil sich die Post-Covid-19 Folgen so  unterschiedlich im Körper auswirken können, ist es zunächst einmal wichtig, eine sorgfältige individuelle Anamnese zu machen. 

 

Die Behandlung von Long Covid

Unsere Behandlungsansätze bei einer Post-Covid-19 Erkrankung sind 

  • Ernährung/Mikronährstoffe
  • Intervall-Hypoxietraining
  • Optimierung der Lebensstilfaktoren (Bewegung, Stress und Erholung, etc)

Zudem, je nach individueller Symptomatik:

  • Craniosakraltherapie - Wir haben festgestellt, dass bei vielen der Long Covid Patienten der craniosakrale Rhytmus stark vermindert ist. Craniosakraltherapie hilft, diesen Rhytmus wieder in Schwung zu bringen.
  • Atemphysiotherapie - Ist vor allem bei Kurzatmigkeit oder bei anhaltendem Husten angezeigt.
  • Med. Trainingstherapie - hilft dabei, Sie wieder in die Aktivität zu bringen und den Muskelschwund wieder auszugleichen.
  • Neurosystemisches Coaching - ist dort angezeigt, wo die Work-Life-Balance gefährdet ist und es darum geht, mit der Energie sorgfältig umzugehen aber auch dort, wo durch die Pandemie Konflikte und Traumata entstanden sind.

 

1. Ernährung/Mikronährstoffe

Der erste Ansatz ist sodann die Ernährung. Eine vorwiegend pflanzenbasierte Ernährung reich an Gemüse und mehrfach ungesättigten Fettsäuren, wenig Zucker, Alkohol und hochglykämische Kohlenhydrate ist die Basis. Siehe auch in unserem Artikel Covid-19 mit Ernährung behandeln. Um Nährstoffdefizite rasch auszugleichen, ist eine individualisierte Mikronährstoffmischung empfehlenswert, die wir Ihnen aufgrund ihrer persänlichen Symptomatik und Vorgeschichte zusammenstellen.


IMMUNFUNKTION

Für die Immunfunktion spielen insbesondere Vitamin D, Vitamin C, gewisse Mineralstoffe (Zink, Eisen, Selen) eine grosse Rolle. Aber auch Milcheiweisse und Probiotika regen das Immunsystem zu einer gesunden Funktion bei. 

ENTZÜNDUNG

Zur Bekämpfung der residuellen Entzündung sind Omega-3-Fettsäuren essentiell. Auch Kurkuma und N-Acetycystein sind potente Entzündungshemmer. Auch die Vitamine C und E haben einen positiven Einfluss auf die Entzündung.

OXIDATIVER STRESS

Wirksame Mittel gegen oxidativen Stress sind Polyphenole und Bioflavanoide, insbesondere Quercetin, welches neben seiner antioxidativen Eigenschaften auch eine virenhemmende Wirkung hat. [3]

SARKOPENIE (MUSKELSCHWUND)

Für den Wiederaufbau der Muskulatur ist wichtig zu beachten, dass die dafür benötigten Aminosäuren im Körper zu einer Konkurrenzsituation führen können, wie es in den Artikeln Training und Immunsystem und Fakten zum Muskelaufbau näher beschrieben ist. Deshalb ist eine Substitution dieser Aminosäuren dringend zu empfehlen. 

DArmgesundheit

Da der Darm eine zentrale Rolle spielt im Immunsystem, ist es wichtig für eine optimale Funktion zu sorgen. Je nachdem bedeutet dies die Zusammensetzung des Mikrobioms (der Bakterienbesiedlung des Darmes) mittels Gabe von Prä- und Probiotika zu optimieren oder sogar die Integrität der Darmschleimhaut wieder aufzubauen, wenn eine sogenannte Leaky Gut Symptomatik vorliegt.

Welche dieser Bereiche in die Behandlung einfliessen und wie sie gewichtet werden, entscheiden Sie gemeinsam im Gesundheitscoaching.

2. IHHT (Intervall-Hypoxie-Hyperoxie-Training)

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Der zweite Pfeiler der Behandlung von Long Covid ist das IHHT, welches besonders wirksam ist, wenn es um die Wiederherstellung der mitochondrialen Funktion geht. [4] Durch das Hypoxietraining werden beeinträchtigte Mitochondrien eliminiert und durch neue, leistungsfähige Mitochondrien ersetzt. Dadurch wird der oxidative Stress und die Entzündung reduziert und die Immunfunktion aufgebaut. Auch der Muskelaufbau profitiert davon. Das Hypoxietraining wird individuell auf Sie angepasst und zu Ihrer Sicherheit wird ständig die Sauerstoffsättigung und die HRV überwacht. Und das Beste daran ist: Bei diesem Training müssen Sie nichts tun, ausser atmen: Bei der IHHT Anwendung liegen Sie bequem auf unserem Brainlight Sessel und können nebenher noch eine Massage geniessen.

3. Optimierung der Lebensstilfaktoren

 

BEWEGUNG und Training

Was den konkreten Weg zurück zu einer guten Kondition angeht, so ist ein gut begleiteter Trainingsaufbau wichtig. Wenn die körperliche Fitness stark beeinträchtigt ist, geschieht dies idealerweise mittels einer Medizinischen Trainingstherapie, die speziell auf Ihre Situation angepasst werden kann. Gut dosierter Ausdauersport stärkt das Immunsystem.

STRESS und erholung

Gerade bei Energiedefiziten ist der Balance zwischen Stress und Erholung besondere Beachtung zu schenken. 7-8 Stunden erholsamer Schlaf, wirksame  Techniken zur Entspannung wie Achtsamkeit, Yoga oder Neuroimagination und eine gesunde Abgrenzung zum Arbeitsalltag bringen das vegetative Nervensystem wieder in Balance.

Sind Sie überfordert mit der Fülle der Informationen und wissen nicht, was Sie für sich daraus ziehen sollen und wie Sie es umsetzen sollen? Im Gesundheitscoaching analysieren wir Ihre persönliche Situation und begleiten Sie darin, Ihren persönlichen Weg zugehen in Richtung mehr Gesundheist und Wohlbefinden.

QUELLEN

1. Jarius S, Pache F, Körtvelyessy P, et. al in cooperation with the German Society for Cerebrospinal Fluid Diagnostics and Clinical Neurochemistry. Cerebrospinal fluid findings in COVID-19: a multicenter study of 150 lumbar punctures in 127 patients. J Neuroinflammation. 2022 Jan 20;19(1):19. doi: 10.1186/s12974-021-02339-0. PMID: 35057809; PMCID: PMC8771621. PubMed PMC Full Text

2. Barrea L, Grant WB, Frias-Toral E, Vetrani C, Verde L, de Alteriis G, Docimo A, Savastano S, Colao A, Muscogiuri G. Dietary Recommendations for Post-COVID-19 Syndrome. Nutrients. 2022 Mar 20;14(6):1305. doi: 10.3390/nu14061305. PMID: 35334962; PMCID: PMC8954128. [PubMed] [PMC Full Text]

3. Colunga Biancatelli RML, Berrill M, Catravas JD, Marik PE. Quercetin and Vitamin C: an experimental, synergistic therapy for the prevention and treatment of SARSCoV-2 related disease (COVID-19). Front Immunol. (2020) 11:1451. 10.3389/fimmu.2020.01451 [PMC Full Text] [PubMed

4.  Serebrovska ZO, Chong EY, Serebrovska TV, Tumanovska LV, Xi L. Hypoxia, HIF-1α, and COVID-19: from pathogenic factors to potential therapeutic targets. Acta Pharmacol Sin. 2020 Dec;41(12):1539-1546. [PubMed][PMC Full Text]